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Contaminator/Creator

Durch Kontamination (lat. Berührung) entstehen
in diesem Werk sowohl Farbe als auch Deutung.

Die Arbeit »Contaminator/Creator« lässt durch Kontamination (lat. Berührung) die Grenzen zwischen Kunst und Küche verwischen. Ausgehend von dem Wissen, dass fermentierter Rotkohlsaft auf Zugabe von basischen oder sauren Komponenten mit Farbänderung reagiert, entstehen die ausgestellten Aquarelle durch geplantes Eingreifen des Menschen oder durch physikalische Kräfte. Dabei bewegen sich die Arbeiten auf einer Grenze zwischen dem Schaffen des Künstlers mit biologischem Material und dem Öffnen einer Gestaltungswelt, in der Organismen die Kunst gestalten. 

 

Zu sehen sind Anordnungen in organischem Formen und Mustern, die an das eigentliche Lebensmittel erinnern und immer wieder in Gegensätzen zueinanderstehen oder ineinander verschmelzen. Die Essensobjekte stellen damit Fragen zur Geschmacksbildung und Kultur sowie deren vielschichtigen Bedeutungsebenen. Neben Geschmack als biologischer Erfahrung, sind die Darstellungen auch ästhetisches, soziologisches, wirtschaftliches und anthropologisches Konzept ausgehend von einem der ursprünglichsten Impulse: dem Hinterlassen von Spuren. 

Basierend auf den mannigfaltigen Deutungsebenen, die dieses Werk eröffnet stellt die Gestalterin  sich die Frage, wie viele Betrachtungswinkel es auf ein Werk geben kann? In einer Sammlung von 

analytischen, pädagogischen, chemischen, kulinarischen, farbbetrachtenden Winkeln wird thematisiert wie vielfältig die Schwelle zwischen Kunst und Wissenschaft ist. Das Material des fermentierten Rotkohlsafts wurde neben seiner physikalischen Fähigkeiten gewählt, da diese Flüssigkeit als Überrest der Fermentation ein Abfallprodukt darstellt und daher in dieser Arbeit zu einer Aufwertung kommt. 

 

Die Kunstpädagogin Sophie Ruf schreibt über diese Arbeit:

»Wer sich mit anderen Arbeiten von Anthea beschäftigt hat oder einzelne Beschreibungen ihrer Projekte kennt, weiß zusätzlich, dass sie sich mit Themen wie Fermentation, Mikrobiom und Bakterien beschäftigt und (…) diese auf künstlerische Art erforscht. Wieder erscheinen die Arbeiten in anderem Licht und eröffnen neue Lesarten. Die abstrakten organischen Formen scheinen nicht mehr zufällig zu sein, sondern erinnern an Bakterien und Pilze, an Chromosomen und Zellteilung, an einen Blick durch ein Mikroskop oder in eine Petrischale. Hätte man einen Hang zum Fantastischen, könnte man sich sogar fragen, ob die Bakterien des fermentierten Kohls eine Art Abbild aus sich selber geschaffen haben und dieses für das menschliche Auge in den Arbeiten festgehalten wurde. Die Bakterien hinterlassen (wie wir Menschen) Spuren. Ob diese gut oder schlecht sind, ist unmöglich pauschal zu bewerten Man wird angeregt, über das Eigenleben der Organismen und deren Wechselwirkung zum Menschen und dem, was er zu sich nimmt, nachzudenken. (…) Das Thema ruft tiefgreifende und unwillkürliche Reaktionen und Gefühle hervor – dies kann natürlich auch unangenehm sein, schafft jedoch eine fruchtbare Grundlage, sobald man sich ehrlich und ausführlich damit beschäftigt. (…) Das Lebensmittel dient hier als Vermittler zwischen Kunst und mehreren anderen Feldern: Essen, Kultur, Tradition, Chemie, Biologie, Handwerk. Die Kunst, oder besser gesagt die ästhetische Erfahrung, lässt sich als Teil all dieser Bereiche sehen, kann diese bereichern, erweitern und den Blickwinkel auf sie beeinflussen.«

 

Ausstellung: Keimzelle, A.K.T; Pforzheim 02.07.2020-02.08.2020, sowie 03.10.2020-voraussichtlich 06.12.2020

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